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ES KOMMT DRAUF AN, WIE MAN SIE HÖRT  
 


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NEULICH IN ...

(Wahrschauer, 59/2011)
Ok, das ist wohl ein eher ein "Kopfding" und der Kelch des Einstiegs in die Charts dürfte an dieser gleichnamigen Band aus Hamburg wohl eher vorbeigehen. Ob man das nun schade finden soll oder als Glück empfindet bleibt wohl dem einzelnen Hörer überlassen. Fest steht nur, dass das Ergebnis „Chartism“ intelligente Texte bietet, welche wunderbar von melodischen Piano und Keyboardklängen, verstärkt durch vorwärtsdrängende Schlagzeugrhythmen untermalt werden.
Mittlerweile bestehen DIE CHARTS aus den vier Musikern Rebecca Oehms, Nils Schuhmacher, Stephan Fust und Manuel Wirtz. Letztere beiden erweitern den Sound der Band um eine coole Rhythmussektion mit Bass und Schlagzeug. Dennoch bleibt das Hauptaugenmerk der Band auf die Tasteninstrumente gerichtet. Gitarren? Fehlanzeige! Trotzdem rockt das Teil dermaßen!
Die vier Musiker entstammen solch Bands wie AMTRAK, DIGGER BARNES´ FAMILIE, ENIAC SCHNELLER AUTOS ORGANISATION oder VENUS VEGAS, von denen mir bisher nur die vorletzte Band bekannt war.
Diskurspop nennt man das wohl, war ja klar, denn schließlich haben die Bandmembers ihren Wohnsitz in Hamburg. So genial! Allein wegen diesem Lied "Im Staub" lohnt sich diese geniale CD schon mal. Und ja, die Musik klingt auch ein wenig nach BLUMFELD. Und eigentlich mag ich jedes Lied immer mehr. Und je öfter ich die Scheibe höre, desto besser gefällt sie mir. "Trueffelschwein" wäre da zu nennen, welches langsam beginnt und sich zum Ende hin immer mehr steigert. "Und wir kennen es gut, dieses Gefühl", aber nicht zu gut, denn diese Platte hält immer neue Überraschungen parat
.

(BLUEPRINT)
Da bekommt man eine neue Platte zugeschickt, sieht sie an und wundert sich erstmal. Das Cover wirkt so verspielt, dass ich kurz geglaubt habe, aus Versehen eine CD von meinem dreijährigen Neffen erwischt zu haben. Der Bandname DIE CHARTS hat mich auch nicht vom Gegenteil überzeugen können. Bei näherer Betrachtung aber bemerkt man die Liebe zum Detail – dass eben genau diese Verspieltheit Absicht ist. Der nächste Griff geht zur CD und ab damit ins Notebook. Schnell mal reinhören. Und ich muss zugeben: Anfangs wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, war verwirrt. Erstmal weggelegt. Dass der erste Eindruck oft täuschen kann, war mir immerhin schon bewusst.
Zweites Mal hören. Jetzt mit Stift und Block. Na gut, ich gebe zu: Es ist nicht ganz so romantisch, bloß eine Tastatur. Jetzt wird mit vollster Aufmerksamkeit gehört. Was direkt auffällt, ist diese dominante und teils solistische Orgel, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Platte zieht. Ansonsten zieht sich abgesehen von der leicht staccato wirkenden männlichen Stimme nämlich nichts mehr durch das ganze Album. Auf jeden Fall ist es Indie – nein halt – Pop. Oder Indiepop? Wer hier versucht, nur eine Schublade aufzuziehen, der scheitert. (Wo steckt die Platte wohl in ´nem Plattenladen?) Die deutschen Texte werden interpretationswürdig und fast balladenhaft präsentiert. Während die Thematik des Tracks "Hals" eindeutig scheint (Das unfreudige Erwachen des Herbst), so sind viele Songs eher verschlüsselt und können vom Hörer individuell ausgelegt werden. Gut so!
DIE CHARTS bieten unter anderem mit "Europäischer Film" eine Gradwanderung zwischen tanzbar und nicht tanzbar. Der Rhythmus sorgt für Bewegung im Fuß, wird jedoch nicht weiter aufgegriffen. Hier wird wieder klar: Die vier Verantwortlichen wollen mit uns spielen. Sie stellen die Frage: Spielst du mit? Die Antwort muss jetzt vom Hörer kommen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass experimentierfreudige Musikfans mit "Chartism" von DIE CHARTS auf ihre Kosten kommen und das Album Potential für eine Lieblingsplatte bietet. Wer aber einfach nur Indie / Indiepop will, der kauft besser wieder bei KETTCAR ein.

(OX, 93/2011)
Verschroben ist ein s
ehr hübscher Ausdruck, aber so richtig treffend ist er, was die CHARTS anbelangt, dann am Ende doch nicht. Nach dem primär von Klavier und Gesang beherrschten „Die guten und die schlechten Zeiten sind vorbei“ wurde der Chanson-Pop nun um Bass und Schlagzeug erweitert. So groß ist die Veränderung aber gar nicht, die Tasten regieren nach wie vor. Ein bisschen müssen sie sich die Krone aber mit der Wortgewandtheit von Nils Schumann teilen. „Und deine tauben Ohren hören jeden leeren Satz: ,Gut ist was anderes, aber man hat, was man hat.‘“ heißt es in „Kopfding“ und da kann man schon mal den Hut ziehen. „Chartism“ ist bei all dem nicht ganz unanstrengend. Der Melodie wird konsequent der Stinkefinger gezeigt, fast als ob DIE CHARTS gar nicht gemocht werden wollen. Das ist eigentlich ganz charmant, aber letztendlich fehlt hier der Funken, mit dem man es so richtig lieben lernen könnte. (B. Hartmann)

(RADIO Q, Ein-Satz-Rezensionen)
Janin sagt: Teilweise nervten die Texte, teilweise ist es ganz nettes Pop (Janin)

(PLATTENTESTS.DE)
Die Hinterlistigen. Immer diese Listen. Schlimm ist das. Besonders zum Jahresende, we
nn einen jeder nach seinen liebsten Alben, Songs, Filmen und Schmusedecken der letzten zwölf Monate fragt und das Ganze am besten noch in schriftlicher Form haben möchte. Die Charts machen da schon lange nicht mehr mit: Sie sind ihre eigene Liste. Ob sie ihren Namen nun als hämische Antithese zu den Hitparaden verstehen, die sie im Leben nicht auch nur aus der Ferne sehen werden, oder als Kommentar zu den während der Finanzkrise ins Bodenlose gefallenen Börsenkursen - das bleibt genauso unklar wie der Fortbestand von Schneller Autos Organisation, der Band, aus der diese etwas anderen Hamburger Diskursrocker hervorgingen. Falls diese Bezeichnung hier überhaupt gerechtfertigt ist. Denn unrockistischer als die Band um Nils Schuhmacher und Rebecca Oehms kann man wahrlich kaum zu Werke gehen. Bereits ihr erstes Album "Die guten und die schlechten Zeiten sind vorbei" bestritten Die Charts mit weit nach vorne gemischtem, akzentuiertem Gesang, Tastenvariationen von Dampforgel bis Pianoklimpern und ohne Gitarre - und wichen so entscheidend vom punkigen, dunkelgrauen Indie-Rock von Schneller Autos Organisation ab. Dass das Line-Up nun um einen Schlagzeuger und einen Bassisten erweitert wurde, hat schon fast etwas von einem Zugeständnis. Nicht, dass noch irgendjemand sagt "Ich verachte Euch für Eure Kleinkunst zutiefst".
Aber sollen sie doch alle reden. Das können Die Charts nämlich schon lange. Schuhmacher skandiert und philosophiert listig über Filmfestivals als Spiegel der Realität, Unzulänglichkeiten des Kulturbetriebes und eine Welt, mit der man sich wohl oder übel arrangieren muss: "Hallo Herbst / Du bist mein Freund jetzt / Was bleibt mir übrig? / Du bist in jedem Fall ja da." Oehms spielt dazu loopige Pianolinien und verdichtet zusammen mit der Rhythmusgruppe diesige Orgelwölkchen zu einem absonderlichen Groove. Postmoderner Electro-Pop? Hamburger Chanson-Schule? Intellektueller Tanztee? Man sieht schon: Diese Band bringt jede Schublade zum Klemmen.
Und kocht dabei ihr Süppchen auf so kleiner Flamme, dass es zwar selten überschäumt, dafür aber beständig brodelt. Wie der kreiselnde Opener "Kopfding" oder der vergleichsweise groß angelegte Refrain von "Noch ein Satz mit ich", das genauso zögerliche Schritte Richtung Tanzfläche wagt wie das bassig pumpende "Im Staub". Nur vereinzelt schleichen sich Dissonanzen ein: "Siegen mit der Kunst" humpelt zunächst auf dem Backbeat von "Break on through" vorwärts und lässt dann ungemütlich schmorendes Georgel auf zweistimmigen Gesang prallen, und im letzten Drittel des Rausschmeißers "Ruinien" ätzt wie zum Hohn eine Gitarre, mit der nun wirklich niemand mehr gerechnet hat. Die Charts werden das grinsend zur Kenntnis nehmen - und am Ende vielleicht doch noch auf der einen oder anderen Bestenliste landen. Für "Chartism" hätten sie es mal wieder verdient. (T. Pilgrim)

(ROTE RAUPE)
die charts sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren - seit einigen jahren verlieren sie immer weiter an bedeutung und fristen längst ein recht tristes schattendasein. ganz anders die gleichnamige band aus hamburg: einst von rebecca oehms und nils schuhmacher als duo gegründet, haben die charts mittlerweile sogar expandiert und zählen dank der neuzugänge stephan fust und manuel wirtz inzwischen vier personen. dementsprechend dichter und opulenter ist nun auch das zweite album „chartism“ ausgefallen, das den vom debüt „die guten und die schlechten zeiten sind vorbei“ (2007) bekannten sound um bass und schlagzeug erweitert. zentrales element der charts-songs sind aber auch diesmal wieder die tasteninstrumente - mal in form eines luftigen pianos, mal als nervös wimmernde orgel. um diesen fixpunkt herum basteln die hamburger eine ebenso wundersame wie schiefe mixtur aus diskurs-pop, chanson und punk-attitüde. fast wirkt das manchmal wie eine deutschsprachige version der dresden dolls mit von film, kunst und theater beeinflussten texten. kryptische zeilen wie „da wo die wege schräger gehen, ist da, wo die welt noch bunter klingt“ („noch ein satz mit ich“) reihen sich da an große weisheiten wie „in der noch so kleinsten hölle kann man einen anderen armen teufel sehen, der denkt, dass es dumm ist und zu groß, um es zu überstehen“ („warmer see“) und grandiose parolen wie „ich verdien´ an deinem schmerz, aber hier kann er nicht bleiben“ („im staub“). schon allein angesichts so fabelhafter songs wie „kopfding“ und „trüffelschwein“ ist der bandname die charts ein echtes understatement. „chartism“ ist nämlich um ein vielfaches klüger und bedeutsamer als die lumpige hitparade, die schon längst niemanden mehr interessiert.

(NILLSON)
Gibt es eigentlich noch jemanden den die Charts interessieren, oder wer wie viele Platten verkauft hat? Wohl kaum. Und einer Band, die sich Die Charts nennt, scheint es auch egal zu sein. Diese veröffentlicht mit „Chartism“ nun ihr zweites Album, benannt nach einer Reformbewegung während des 19. Jahrhunderts in Großbritannien. Aber zurück zur Musik, die sich nach dem ersten Album „Die guten und die schlechten Zeiten sind vorbei“ auch weiter entwickelt hat. So wurde die Band um den Sänger Nils Schuhmacher und Rebecca Oehms an Klavier und Orgel um Stephan Fust und Manuel Wirtz mit Schlagzeug und Bass erweitert. Durch die beiden Rhythmusinstrumente wurde die Beatmaschine ersetzt. Das lässt ihren Sound nun voller und wärmer klingen. Im Zentrum stehen aber weiterhin Gesang und Klavier/Orgel. Die direkten und ehrlichen Texte, kreisen um persönliche und auch politische Themen. Sie werden von Melodien getragen, die mal treibend und luftig, mal schwer und düster daher kommen. Wut ist aber immer im Spiel, ob im Rhythmus oder in den Texten. Mal sperrig und im nächsten Moment wieder völlig eingängig klingt „Chartism“ wie ein Punk, der ein paar Jahre die Hamburger Schulbank gedrückt, aber den Gitarrenunterricht geschwänzt hat. Es ist Album voller Gegensätze und ganz und gar nicht chart-kompatibel. Und genau das macht Die Charts im Gegensatz zu den Charts überaus interessant!
(R. Redweik))

(taz hamburg, 30.9.10)
Es ist nicht immer leicht. Zum Beispiel, die Grenze zwischen Humor und Ironie zu finden. Dass man, wenn man nach den ›Charts‹ sucht, von den Fachleuten im Plattenladen und von den Suchmaschinen der vernetzten Welt genau dorthin verwiesen wird, wo die Hamburger Band ganz bestimmt nie zu finden sein wird und will, mag da in Zeiten, in denen man die Rede über die Tauglichkeit des Phänomens Popkultur als Orientierungshilfe im Alltag junger und nicht mehr ganz so junger Menschen an ebenjener Grenze wird ausrichten müssen, zumindest noch bedeuten, dass man sich, am Ziel angelangt, ganz in der Nähe befindet. Im Sinne von: hoffentlich auf der richtigen Seite. Denn was ›Die Charts‹ 2006 noch als Duo nur mit Klavier, Orgel und Gesang auf ihrem Debütalbum ›Die guten und die schlechten Zeiten sind vorbei‹ und nun auf dem Nachfolger ›Chartism‹ um Schlagzeug und Bass erweitert inmitten all der popkulturellen Allgemeinplätze mal mit sicherem Schritt, mal eher tastend zu suchen scheinen, ist genau das: jene Nuance, die das Kritische, die Fähigkeit zu unterscheiden, noch vom allgemeinen Gelächter unterscheidet. »Besser unglücklich verliebt in die Veränderung und: Besser arm und gerecht als gar nicht erst angekommen«, lautet da die mitunter deutliche Ortsbe-stimmung wie im Lied »Europäischer Film«. Ganz so sicher ist aber bei weitem nicht jeder Schritt auf der Suche »nach der stolzen Pose des ewigen Nieder-gangs guter Ideen, interessanter Meinungen und richtiger Schlussfolgerungen, nach traurigen Melodien und Wahrheiten«, die sich die vier »aus den ganzen Bands« zusammengekarrten Chartisten im »Kampf gegen die Bedeutungslosigkeit« respektive bei der Predigt »völliger Bedürfnis- und Bedeutungslosigkeit« auf die zerfetzte Fahne geschrieben haben. Dann bleibt zumindest der Trotz: »Ich hab im Chor gesungen, er kannte nur noch einen Ton. Ich bin immerhin durchs Bild gegangen im Kampf.« Es ist nicht immer leicht.
(R. Matthies)

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NEULICH IN ...

(Intro 10/2007)
In die Charts kommt diese Band in absehbarer Zeit wohl nicht. Aber der Name ist auch eher ironisch gewählt. Oder als ausgefuchste Anspielung auf die Zusammenhänge ihrer Texte. Darin werden gern popkulturelle Allgemeinplätze hin und her gewendet. Im dritten Stück zum Beispiel bekommt ein Parkpanorama mit Joggern und Abhängern plötzlich bedrohliche Züge, weil man sich an der Idylle sattgesehen hat. Überhaupt fällt ein ähnlicher Umgang mit der Lebenswelt Pop auf, der auch Alben von Jens Friebe, Das Bierbeben oder PeterLicht so großartig macht. Über die Synthielinien werden solche Texte in typisch deutscher Manier eher skandiert als gesungen und reihen sich in das ein, was aus der Hamburger Schule geworden ist. Manchmal wünscht man sich mehr Hysterie, wahlweise auch inszenierte Unterkühltheit. Aber das ist schon alles, was gegen die Band einzuwenden ist. Denn mal ehrlich: Kann man von Parolen, die zu ironisch sind, um wirklich welche zu sein, je genug kriegen? (M, Schulz)

(Hochschulradio Stuttgart 2007, www.horads.de)
Mit Synthie-Klängen und ausgefuchsten Texten feiert das Trio aus Hamburg sein Debütalbum. Bestückt mit 11 Titeln ist alles vertreten, von fluffig bis wavig und fast schon peinlich bis hammercool.
»Die Charts« - bestehend aus Mitgliedern von »Schneller Autos Organisation« und »Amtrak« - gehen hier neue Wege. Diese Konstellation hat wenig mit ihren bisherigen Bands gemeinsam. Sie haben sämtliche Saiteninstrumente über Bord geworfen und bedienen sich allerlei Synthie-Klängen. Sie klängen »wie ein Chansonabend auf dem Jahrmarkt, Dramatik in der Disco oder Welttheater in drei Minuten« - sagen sie selbst über sich.
Der Gründungsmythos geht laut Bandhomepage so: bei einem Besuch im Musikinstrumente-Museum wollte die Gruppe mit Hilfe eines Verfahrens temporärer Unsichtbarmachung mehrere altertümliche Instrumente entwenden, um den bereits lange schwelenden Gedanken größtmöglicher Distinktion gegenüber dem »Rock-Pop-Betrieb« auch ganz praktisch in die Tat umsetzen zu können. Dies misslang aufgrund mysteriöser Umstände und die Gruppe musste schon vor ihrer Gründung bereits wieder ganz von vorne anfangen…
»Die guten und die schlechten Zeiten sind vorbei« erinnert stark an das, was aus der Hamburger Schule geworden ist und reiht sich auch genau hier ein. Ihre Lieder singen sie in typisch deutscher Manier - mehr skandiert als gesungen. Genau dies könnte man bemängeln, denn ab und an wünscht man sich doch mehr Hysterie in den Liedern oder wahlweise auch inszenierte Unterkühltheit. Lobenswert zu erwähnen ist das Erscheinen einer LP inklusive der CD. Gespannt darf man darauf sein, welche Zeiten das Debütalbum durchleben wird.

Pop Frontal (3/2008)
Texte mit Sinn, Tasten mit Flow. Nils Schuhmacher mit seinem Gesang und seinen Texten begegneten uns zum ersten Mal mit der Band Pankzerkroiza Polpotkin. Später tauchte er als Sänger bei der Band Schneller Autos Organisation wieder auf, die 2004 ihre Debütplatte "World" herausbrachte. Auffallend: Die Texte von Nils Schuhmacher sind immer superlang, die Themen abstrakt, die Worte sehr gewählt und "nie gut gelaunt" (Ale Dumbsky). 2007 brachte die Schneller Autos Organisation ihre zweite Platte "Noch mehr Hoffnung, für noch mehr Menschen" heraus. Und zwischen diesen beiden Platten entstand die Band Die Charts mit Nils am Gesang und Rebekka Oehms an den Tasten, deren Band Amtrak seit einiger Zeit pausiert, plus Beats von Paul Dose. Die Texte handeln vom Ausblick von Gefangenen im Gefängnis in der Holstenglacis auf Hamburgs Vorzeigepark Planten Un Blomen ("Manchmal habe ich mich schon lange sattgesehen"), Szenezugehörigkeit und deren Folgen ("Ausgehtipp"), Selbstzweifel ("Satz mit ich"), Zweifel an der Welt ("Letztes Krisengebiet") und irgendwie von Liebe ("Jacken an!"). Nils hört man an, dass er nicht gerade eine Gesangsausbildung hinter sich hat. Und das weiß er auch. Aber das soll so sein. So stehen die Texte mehr im Vordergrund. Die Tastenmusik von Rebekka begleitet den Gesang swingend und luftig, und man ahnt, dass Rebekka klassischen Klavierunterrricht hatte. Manchesmal fühlt man sich an Jahrmarkts- und Kabarettmusik erinnert. Sehr charmant. Im Juni 2007 brachten sie ihr Debüt namens "Die guten und schlechten Zeiten sind vorbei" auf dem Label "Polpop" heraus, gemischt und produziert von Kevin Hamann (ClickClickDecker). Nach der Tour im Januar spielen Die Charts am kommenden Samstag einen Gig im Hamburger Völkerkundemuseum im Rahmen der Ausstellung "HipHop, Klassik, Balkan-Pop". (H. Retzbach).

 

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ANHÖREN // LISTEN

Die guten und die schlechten
Zeiten sind vorbei
(LP/CD, 2007)

JACKEN AN!
LETZTES KRISENGEBIET
NEST

Chartism (LP/CD, 2010)

TRÜFFELSCHWEIN
IM STAUB

KOPFDING